Am Freitag, den 13. Juni, besuchte der Jahrgang EF das Museum für Gegenwartskunst in Siegen. Im Rahmen des Unterrichtsvorhabens „Was ist Kunst?“ durfte die Jahrgangsstufe verschiedene Ausstellungen anschauen und in einem kreativen Workshop selbst aktiv werden.
Bei der Führung durch das Museum stand zunächst die Wechselausstellung „Schau, die Blicke“ im Mittelpunkt. Sie beschäftigt sich mit der Rolle des Sehens und Gesehenwerdens in der Kunst. Augen blicken aus den Bildern heraus, wirken lebendig und scheinbar ebenso beobachtend, wie wir als Betrachter. So eröffnet die Schau Einblicke in das Wechselspiel von Sehen und Gesehenwerden und fragt, inwiefern dieser Akt Emotionen, Machtverhältnisse und soziale Vorstellungen ausdrückt.
Hier waren unter anderem ausdrucksstarke Malereien von Maria Lassnig und Francis Bacon zu sehen. Beide Künstler machen das eigene Ich, den Körper und die individuelle Erfahrung zum Thema. Maria Lassnig beschreibt in ihren „body-awareness paintings“ das Körperfühlen von innen heraus und fragt, welchen Raum das Ich in dieser Welt hat. Francis Bacon greift ebenso das Verformen und Verändern von Körperformen auf, um das Innere seiner Figuren zum Vorschein zu bringen — ihre Ängste, Erfahrungen und Verletzlichkeiten.
Außerdem beeindruckte Hans Haackes Installation. Er beschäftigt sich mit den Strukturen und Verhältnissen in unserer Gesellschaft und eröffnet neue Perspektiven, indem er vorhandene Materialien und Informationen neu zusammenfügt. So werden bei Haacke scheinbar „unsichtbare“ Zusammenhänge für den Betrachter sichtbar und das Kunstwerk zum Raum für Reflexion und Diskussion.
Daneben besuchte der Jahrgang EF die Ausstellung „Off the Grid“, in der das Raster als künstlerische Strategie betrachtet wurde. Einige Künstler*innen benutzen das Gitter, um Ordnung und Übersicht in ihre Kompositionen zu bringen, andere brechen es bewusst auf, um neue Zusammenhänge und Perspektiven sichtbar zu machen. So waren unter anderem Werke von Sigmar Polke, Bridget Riley oder Katharina Grosse ebenso Teil dieser Präsentation wie neuere Positionen von Laurenz Berges, Sung Tieu oder Ursula Schulz-Dornburg.
Zum Abschluss wurde das Gesehene in einem kreativen Workshop unter dem Motto „Big Brother is watching you“ praktisch vertieft. Dabei setzten sich die Teilnehmenden mit der Fragestellung auseinander, welchen Einfluss Blicke und Beobachtung auf das Verhalten von Menschen und das Verhältnis von Künstler*in und Modell haben. In verschiedenen künstlerischen Tätigkeiten – von der Zeichnung über Fotografie bis hin zur Malerei – wurde das Thema „Blick“ unter eigenen Gesichtspunkten betrachtet.
Der Tag im Museum für Gegenwartskunst Siegen bot der Jahrgangsstufe EF wertvolle Einblicke in die Arbeitsformen und Fragestellungen der zeitgenössischen Kunst und eröffnete zugleich neue Perspektiven für das eigene künstlerische Schaffen.
T. Wurm